Das Schulhalbjahr nähert sich dem Ende, die Zeugnisse stehen an. Wenn im Moment die Nachrichten aus der Schule nicht die besten sind, fragen sich viele Eltern, ob sie für ihr Kind Nachhilfe suchen sollten. Wann es sinnvoll ist und wie gute Nachhilfe aussieht, darüber sprach KIEK MAL-Redakteurin Gritt Ockert mit der Fachfrau Swantje Goldbach, pädagogische Leiterin der bekannten Nachhilfeschule Lernwerk, die in ganz Berlin vertreten ist.
Frau Goldbach, wann ist Nachhilfe sinnvoll?
Nachhilfe ist dann sinnvoll, wenn ein Kind aus eigenem Antrieb in einem Fach nicht mehr weiterkommt und den
Anschluss verloren hat. Eine solche Hürde ist dann auch mit Fleiß nicht mehr zu bewältigen.
Sollen schon Erstklässler Nachhilfe in Anspruch nehmen?
Bevor ein Erstklässler Nachhilfe bekommt, sollte man sorgfältig prüfen, warum das überhaupt notwendig ist.
Wenn Nachhilfe stattfindet, dann muss ein Spezialist ran. Für die Jüngsten ist es zu anstrengend, Nachhilfe
nachmittags nach der Schule stattfinden zu lassen. Lieber sollten die Schulferien genutzt werden, um in ruhiger
Atmosphäre und mit viel Spaß über alle Sinne zum Beispiel die Buchstaben zu erlernen.
Wie viel Nachhilfe ist sinnvoll?
Ein Schüler sollte nicht öfter als zwei Mal in der Woche Nachhilfe bekommen. Geht es um mehrere Schulfächer,
sollte man an den Lernstrategien arbeiten. Eine Förderung sollte Hilfe zur Selbsthilfe vermitteln und prinzipiell
nur eine "Kurzintervention" sein.
Wann darf man eine Verbesserung der Noten erwarten?
Zuerst darf man erwarten, dass das Kind sehr schnell mehr Selbstbewusstsein bekommt, dem Fach zugewandter ist
und sich in der Schule mehr einbringt. Es ist je nach Fach unterschiedlich, wie schnell Erfolge zu Buche schlagen.
Es gibt resistentere Fächer, wie die Sprachen, in denen viele Vokabeln einfach sitzen müssen, und es gibt Fächer,
in denen sich eine schnellere Notenverbesserung einstellt. Hierzu gehören ganz klar die Nebenfächer.
Gibt es immer Lernerfolge oder auch "hoffnungslose Fälle"?
Tatsächlich kann es sein, dass in einem Fach mal "der Zug abgefahren" ist. Daher sollte man nicht immer in das
schlechtere Fach investieren, sondern versuchen, sich dort durch fleißig gemachte Hausaufgaben und etwas Mitarbeit
so lang über Wasser zu halten, bis man das Fach abwählen kann oder bis es einen Lehrerwechsel gibt, wenn man mit
dem bisherigen Lehrer einfach nicht zurechtkommt. Man sollte parallel Zeit und Energie für ein anderes Schulfach
aufwenden, in dem man sich gut verbessern kann. Eine ordentliche Taktik ist alles: Vor Beginn einer Nachhilfe
müssen in einem Erstgespräch die Situation analysiert und ein Plan aufgestellt werden.
Wie gehen Sie auf die unterschiedlichen Lerntypen ein?
Wir arbeiten im Lernwerk lerntypengerecht für das Kind und vermitteln die richtigen Lerntechniken. Wenn ein
Schüler z.B. übers Fühlen bzw. Tun lernt, muss z.B. für das Üben von Wortarten ein Wortarten-Memory gebastelt
werden. Viele Schüler speichern Wissen gut ab, wenn sie in unserem Unterricht viel selbst sprechen. In der Schule
können sie ihr neues Wissen in der mündlichen Mitarbeit gleich einbringen und werden als motivierte Schüler
wahrgenommen.
Darf Nachhilfe Spaß machen?
Nachhilfe soll Spaß machen und sie tut es auch, wenn sie gut ist. Schüler wollen den Lernfortschritt und mögen
es, Dinge richtig zu können - hier muss man ansetzen! Jedes Kind möchte ein guter Schüler sein.
Sie haben jetzt 9 Standorte in Berlin. Gibt es in Ihren Einrichtungen auch Angebote für Eltern?
Regelmäßig finden interne Weiterbildungen für unsere Lehrkräfte statt, welche oft spannende Themenabende sind
und für die Eltern unserer Schüler geöffnet werden. Wir klären Eltern zusätzlich in Fachvorträgen über
interessante Themen auf, wie Mediennutzung, Lernen in der Pubertät und allgemein über die Entwicklungsphasen
ihrer Kinder. Die aktuellen Termine können immer auf unserer Internetseite und in unserem Newsletter eingesehen werden.
Foto: Lernwerk
Mobbing findet keiner schön und dennoch kommt es im Schulalltag viel zu oft vor, dass Kinder von Mitschülern geärgert, gehänselt, gequält oder sogar geschlagen werden. Um dem entgegenzuwirken und das Thema gut im Unterricht zu besprechen, gibt es jetzt einen "Anti-Mobbing-Koffer" für die 5. bis 7. Klassen. Darin befinden sich u.a. Materialien wie Lehrerhandbuch, Arbeitsblätter, Übungen für den Unterricht. Lehrer werden bei einer Fortbildung über den Einsatz des Koffers geschult.
Wenn das Lesen noch schwer fällt oder in kleinen Gruppen lesen geübt werden soll, sind Lesepaten eine große Hilfe. Sie kommen regelmäßig schon an zahlreiche Berliner Grundschulen und nehmen sich Zeit, um nicht nur mit Lernanfängern zu lesen, sondern auch fachliche Inhalte und persönliche Erfahrungen im direkten Gespräch mit den Kindern einzubringen. Lesepaten findet man über den Verein Berliner Kaufleute und Industrieller e.V. und dort beim Bürgernetzwerk Bildung.
Erbsensäckchen balancieren, das Herz per Stethoskop erforschen oder per Atemtrainer den Luftstrom beobachten – all das gehört zum Gesundheitsprogramm "Klasse2000", das an Grundschulen ab Klasse 1 systematisch durchgeführt werden kann. Außerdem dazu gehören Ernährung, Bewegung und Entspannung, das Nein-Sagen zu Alkohol und Drogen sowie die gewaltfreie Konfliktlösung. Es gibt praktisch ausgearbeitete Lehrmaterialien und persönliche Koordinatoren helfen bei der Umsetzung.
Die Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft (tjfbg) gGmbH gibt vier Lern- und Lehrhefte für Grundschulen heraus.
Klassen- und Schulsätze, sowie Gruppensätze können – solange der Vorrat reicht – gegen Erstattung der Versandkosten direkt vom Herausgeber bezogen werden. Bei Registrierung als Lehrkraft können Exemplare auch kostenlos online bestellt werden: www.think-ing.de/services/materialbestellung
Ansprechpartner: Sieghard Scheffczyk, Redakteur der KON TE XIS-Arbeitshefte
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